engl.: value stream mapping

Die Wertstromanalyse (auch Material- und Informationsflussanalyse) ist ein Werkzeug, das die Material- und Informationsflüsse bei der Wertschöpfung eines Produkts zu analysieren und zu optimieren hilft. Ausgehend von der Aufnahme des Ist-Zustands wird ein Soll-Wertstrom entworfen und entsprechend umgesetzt. (vgl. [1]) Die Wertstromanalyse unterstützt die Analyse und Konzeption des Wertstroms eines Produktes nach den Prinzipien des Lean Production. Unter einem Wertstrom versteht man dabei alle Aktivitäten, um einen Kundenwert zu erzeugen, insbesondere den Produktions- und Logistikprozess vom Rohmaterial bis zum Kunden. Dabei wird der Material- und Informationsfluss entlang der gesamten Wertschöpfung eines Produktes abgebildet. Teilweise wird eine begriffliche Trennung von Wertstromanalyse und dem sich anschließenden Wertstromdesign vorgenommen, um die Abbildung von Ist- und Soll-Zustand zu unterscheiden, letztendlich handelt es sich aber um das selbe Werkzeug. Ziele einer Wertstromanalyse sind:

  • Transparenz entlang des Wertstroms
  • Identifikation und Eliminierung von Verschwendung
  • Fokussierung auf die Aktivitäten, die zur Herstellung eines Wertes für den Kunden notwendig sind
  • ganzheitliche Optimierung der eigenen Prozesse

Ausgangspunkt der Wertstromanalyse ist der Kunde mit seinen Bedarfen. Das Vorgehen beim Zeichnen des Wertstromdiagramms ergibt sich durch:

  1. Wählen von Produkt/Produktfamilie
  2. Eintragen von Kunden und Lieferanten sowie deren Bedarfe
  3. Aufnehmen der Prozesse, Material- und Informationsflüsse "flussaufwärts"
  4. Sammeln und Eintragen der Prozessdaten und der Bestände
  5. Zeichnen des Wertstroms (vom Kunden ausgehend bis zum Lieferanten)
  6. Berechnung der Durchlaufzeiten und weiterer Prozesskennzahlen
  7. Analyse und Entwicklung des Ideal-Zustands sowie des Soll-Wertstroms
  8. Umsetzung und kontinuierliche Verbesserung

Üblicherweise sollte die Aufnahme der Prozesse und der relevanten Daten in mehrmaligen Durchläufen erfolgen. Wichtig ist eine Prozessaufnahme vor Ort durch Beobachtung. Das zu erstellende Wertstromdiagramm lässt sich in fünf Bereiche einteilen: Kunde, Lieferant, Steuerung und Informationsfluss, Prozess- und Materialflussdarstellung sowie Durchlaufzeitenlinie. Zur Darstellung der einzelnen Elemente des Wertstroms werden einheitliche Symbole verwendet. Die logistischen Verknüpfungen zwischen den einzelnen Produktionsschritten werden durch die Materialflusspfeile repräsentiert. Zumeist kann bei der Wertstromanalyse das Handhaben vernachlässigt werden, wodurch der Materialfluss aus der Überlagerung von Transport- und Lagerprozessen entsteht. Die Darstellungsweise des Pfeils zeigt die Art des Materialflusses entweder nach dem FIFO- oder dem Push-Prinzip an. Bestände werden durch Warndreiecke markiert. Die für die Berechnung der Gesamtdurchlaufzeit wichtigen Bestandsreichweiten ergeben sich aus der beobachteten Bestandsmenge und dem Kundentakt. Einige Elemente der Wertstromanalyse sind in den folgenden Beispielen zu sehen.

Beispiel eines Ist-Wertstroms
Abbildung 1: Beispiel eines Ist-Wertstroms

Abbildung 1 zeigt eine beispielhafte Wertstromanalyse für einen einfachen Produktionsprozess mit vier Teilprozessen und Push-Materialfluss. Alle Prozesse werden zentral nach dem Produktionsplan gesteuert. Die Stellen mit Verbesserungspotential sind mit so genannten Kaizen-Blitzen versehen: hohe Bestände in den Puffern, fehlende Schrittmacherprozesse und eine aufwendige Push-Steuerung.

Beispiel eines Soll-Wertstroms
Abbildung 2: Beispiel eines Soll-Wertstroms

Um das Design des Soll-Wertstroms zu erleichtern, ist es sinnvoll, zusammengehörende Wertstrombereiche zu so genannten Schleifen zusammenzufassen und nach und nach die Planungen zu detaillieren und zu realisieren. Nach dem Entwurf des Soll-Zustands wird der Wertstrom optimiert. Abbildung 2 zeigt den Soll-Zustand, in dem die ermittelten Schwächen eliminiert wurden. Um große Bestände zu vermeiden, wurde ein Pull-System ausgehend vom Versandprozess eingeführt. Die Materialflusssteuerung besteht aus Supermärkten mit einer Kanban-Steuerung. Die Bestände und die Gesamtdurchlaufzeit konnten signifikant verringert werden.

Quelle

[1] Rother, M.; Shook, J.: Sehen lernen - mit Wertstromdesign die Wertschöpfung erhöhen und Verschwendung beseitigen, Aachen: Lean Management Institut 2004.

  • Keine Stichwörter